Bemannte Raumfahrt
Bemannte Raumfahrt ist der Sammelbegriff für alle
Weltraummissionen, bei der Menschen in Raumschiffen in den Weltraum
vorstoßen und nach Ende der Mission unversehrt zur Erde zurückkehren. Zur
bemannten Raumfahrt zählen auch die Langzeitaufhalte der Astronauten auf der
russischen Mir-Raumstation und der Internationalen Raumstation (ISS). Seit
dem Jahr 2001 können Weltraumtouristen mit zur Internationalen Raumstation
(ISS) fliegen. Müssen Astronauten außerhalb der schützenden Hülle ihres
Raumschiffs oder Raumstation arbeiten (Weltraumspaziergang), so müssen sie
aufwendige Raumanzüge tragen.
Derzeit gibt es nur drei Länder, deren Raumfahrtbehörden
bemannte Raumfahrtmissionen durchführen können: Russland (RAKA), die USA
(NASA) und seit kurzem China (CNSA). Darüber hinaus sind erste Aktivitäten
privater Unternehmen zu beobachten.
Ein chronologischer Überblick der bisherigen Raumflüge
ist hier anklickbar.
Bemannte Raumfahrtmissionen haben einen relativ hohen
Stellenwert in den Medien und es wird daher im Vergleich zu unbemannten
Missionen oft darüber berichtet. Trotzdem haben bemannte Missionen
heutzutage nur eine gering höhere wissenschaftliche Bedeutung als
unbemannte, ferngesteuerte Missionen. Fehlschläge und Unfälle, bei der
Astronauten gefährdet oder gar getötet wurden, bleiben der Öffentlichkeit
lange im Gedächtnis und sorgen für einen langanhaltenden Imageverlust der
Beteiligten.
Aufgrund der enormen technischen Aufwands wird
diskutiert, ob und wann bemannte Missionen sinnvoll sind. Notwendige
Lebenserhaltungssysteme und Rettungssysteme, die das Risiko für die
Astronauten minimieren sollen, verursachen nicht unerhebliche Kosten. Viele
Tätigkeiten, die ein Astronaut vollbringen könnte, wären mit einer teilweise
ferngesteuerten Sonde ebenso möglich. Zukünftige Fortschritte in der Robotik
und der autonomen Steuerung würden beispielsweise eine weiter ausgedehnte,
wissenschaftliche Erforschung des Mars erlauben, ohne dass ein Mensch die
Erde verlassen müsste. Andererseits können Menschen im Gegensatz zu
Maschinen intelligent und intuitiv handeln. Je nach Missionsart und
Missionsziel ist das wiederum ein Vorteil.
Der erste bemannte Raketenflug, allerdings mit tödlichem
Ausgang, fand in Deutschland am 1. März 1945 auf der Schwäbischen Alb mit
einer von Erich Bachem entwickelten Kleinrakete (Ba 349, Natter) statt.
Dieser Raketenflug war die Vorstufe zu allen späteren bemannten
Weltraummissionen. Der senkrecht startende Düsenjäger wurde vom 23-jährigen
Luftwaffenleutnant Lothar Sieber gesteuert. Die Absturzursache ist unklar,
vermutlich war Sieber aber beim Aufschlag schon bewusstlos gewesen. Weitere
22 Starts, davon vier bemannte, wurden durchgeführt. Beendet wurde dieses
Programm, welches durch Hast und schlechte Vorbereitung geprägt war, durch
das Eintreffen alliierter Kampfverbände.
Im Zeitalter des kalten Krieges wurde die Entwicklung von den verfeindeten
Großmächten USA und der Sowjetunion wieder aufgenommen: Am 12. April 1961
umkreiste Juri Gagarin mit der Wostok-Raumkapsel als erster Mensch die Erde.
Die USA konnten wenige Wochen später, am 5. Mai 1961, im Rahmen des
Mercury-Programms einen 16-minütigen suborbitalen Flug von Alan Shepard
vorweisen.
1968 flogen dann mit Apollo 7 die ersten Menschen im Rahmen des
Apollo-Programms ins Weltall, was schließlich in der ersten bemannten
Mondlandung 1969 mit Apollo 11 gipfelte. Danach konzentrierte man sich auf
den erdnahen Weltraum. Die Raumstationen Saljut, Mir und Skylab boten den
Menschen ím All ein bescheidenes Zuhause.
Derzeitiger Stand
Internationale Raumstation ISS
Außer in China ist die Basis für alle gegenwärtigen Aktivitäten der
staatlichen Raumfahrtagenturen die Internationale Raumstation (ISS). Bis zum
Unglück der US-Raumfähre Columbia wurde die ISS von den US-Raumfähren und
den russischen Sojus-Raumschiffen angeflogen. Seit dem Unglück im Februar
2003 startet kein Space Shuttle mehr. Somit ist Russland bis voraussichtlich
2005 das einzige Land, das Astronauten zur ISS schicken kann.
Das veraltete Shuttle-Konzept für kommende Aufgaben
Zuvor folgte bereits in der 1970er Jahren die Entwicklung der US-Raumfähren,
die aber in der Zwischenzeit vom technischen Konzept her als veraltet
gelten. Derzeit wird die Flotte der verbliebenen drei Raumfähren überholt
und gewartet. Zwar kommen sie nach dem Unglück der Columbia nochmal zum
Einsatz, ein Nachfolgesystem ist aber bereits im Planungs- und
Entwicklungsstadium. Im Zuge der strategischen und organisatorischen
Neuausrichtung der NASA Anfang 2004 werden für die geplanten Mond- und
Marsflüge andere Raumfahrzeuge benötigt, außerdem ist die weitere Zukunft
der ISS ungewiss.
Sonderweg China
Eine Sonderweg beschreitet momentan China, indem sie eine eigene
Infrastruktur im Weltall aufbaut. Der 2003 durchgeführte, bemannte Raumflug
wurde zwar größtenteils durch Verwendung eines modifizierten Nachbaus der
russischen Sojus-Kapsel ermöglicht, die eigenen Entwicklungen und Programme
stehen aber in der Zwischenzeit im Vordergrund.
Privat finanzierte bemannte Raumfahrt
Suborbitale Flüge einzelner Länder oder privater Firmen zählen streng
genommen nicht zur bemannten Raumfahrt, da keine stabile Umlaufbahn erreicht
wird und es somit keine Weltraummissionen im eigentlichen Sinn sind. Privat
finanzierte und entwickelte Raumfahrt jeglicher Art steht erst am Anfang
ihrer Entwicklung, wenn auch erste Erfolge, etwa der Flug von SpaceShipOne
am 21. Juni 2004, vorzuweisen sind.
Zukünftige Entwicklungen
Da Russland mit seinen Sojus-Raumkapseln nur begrenzte Transportkapazitäten
anbieten kann, denkt man in Europa über einen eigenen Raumtransporter nach,
der der ESA mehr Unabhängigkeit verleihen würde. Die Entwicklung des
anspruchsvollen Hermes-Konzepts wurde aus finanziellen und technischen
Schwierigkeiten abgebrochen. Ein neuer Versuch ist der Hopper, eine
Raumfähre, die ohne Zuhilfenahme zusätzlicher Raketen eine erdnahe
Umlaufbahn erreichen soll. Der maßstabsgetreu verkleinerte Prototyp
(Phoenix) wurde in Nordschweden im Mai 2004 erfolgreich getestet. Jedoch
wird erst in Zukunft entschieden, ob der Hopper tatsächlich gebaut wird.
Für den Ausbau der ISS oder den Anflug von Zielen, die über die erdnahe
Umlaufbahn hinausgehen, sind jedoch zwingend neue Raumschiffe und Konzepte
erforderlich.
Ein von US-Präsident George W. Bush im Januar 2004 verkündetes,
strategisches Programm soll Menschen auf den Mond und später bis auf den
Mars befördern. Allerdings wären für eine bemannte Marsmission völlig neue
Raumschiffe erforderlich, die zunächst zu entwickeln sind.
Die ESA entwickelt ebenfalls ein eigenes Programm für einen bemannten Flug
zum Mars, Das Aurora-Programm hat zum Ziel, möglichst bis zum Jahr 2030
einen solchen Flug durchzuführen.
Unbemannte Raumfahrt
Als unbemannte Raumfahrt bezeichnet man alle
Raumfahrtaktivitäten, die durch unbemannte Raumfahrzeuge durchgeführt
werden.
Dazu zählen
erdnahe Satelliten (z.B: Wetterstatelliten, Spionagesatelliten,
Erdbeobachtungsatelliten)
geostationäre Satelliten
Raumsonden zur Erkundung des Weltalls
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